Manche Menschen sagen: So schlimm wird es schon nicht werden. Manche lachen, wenn jemand das Wort Faschismus sagt. Manche denken, das sei etwas, das es nur früher gab. Zum Beispiel in der Zeit von Hitler in Deutschland oder bei Mussolini in Italien. Aber das ist falsch. Faschismus ist kein Tier, das einmal da war und dann ausgestorben ist. Faschismus ist wie ein Virus. Er kann sich verändern. Er kann sich anpassen. Und er kann immer wieder zurückkommen. Deshalb müssen wir ganz genau hinschauen. Deshalb müssen wir uns gut vorbereiten. Und deshalb müssen wir darüber sprechen. Auch wenn es unangenehm ist. Auch wenn es weh tut. Denn Schweigen hilft nur den Feinden der Freiheit.
Faschismus ist ein schweres Wort. Es bedeutet eine Art zu regieren, bei der ein Mensch oder eine kleine Gruppe alles bestimmt. Es bedeutet, dass Menschen keine Meinungen mehr haben dürfen. Es bedeutet, dass Menschen verfolgt werden, weil sie anders denken oder aussehen oder lieben. Im Faschismus gibt es keine freie Presse, also keine Zeitungen oder Fernsehsendungen, die sagen dürfen, was sie wollen. Im Faschismus gibt es keine Wahlen, die wirklich etwas verändern. Es gibt keine Richter, die den Machthabern widersprechen dürfen. Und die Polizei schützt nicht mehr die Menschen, sondern die Regierung. Faschismus tut immer so, als wäre er stark. Aber in Wahrheit hat er nur Angst vor Vielfalt. Vielfalt heißt, dass Menschen unterschiedlich sind. Dass sie verschiedene Sprachen sprechen, verschiedene Kleider tragen oder verschiedene Familien haben. Faschismus will, dass alle gleich sind. Aber nicht wirklich gleich im Sinne von gleichberechtigt. Sondern gleich im Sinne von gehorsam. Alle sollen das Gleiche denken, das Gleiche sagen, das Gleiche tun. Wer das nicht macht, wird ausgegrenzt. Oder bestraft. Oder schlimmer.
Faschismus kommt nicht über Nacht. Er schleicht sich an. Ganz langsam. Wie ein Nebel, der immer dichter wird. Erst hört man nur ein paar Politiker, die sagen, es sei Zeit für Ordnung. Dann sagt einer, dass die Presse lügt. Dann sagt einer, dass das Volk verraten wurde. Dann sagt einer, dass eine Minderheit, also eine kleine Gruppe, an allem Schuld sei. Vielleicht Geflüchtete. Vielleicht Juden. Vielleicht Menschen mit Behinderung. Vielleicht queere Menschen. Queer bedeutet, dass Menschen nicht so lieben oder leben, wie es früher üblich war. Also zum Beispiel, wenn ein Mann einen Mann liebt. Oder wenn jemand sich nicht als Mann oder Frau fühlt. Faschisten hassen solche Menschen. Weil sie ihnen zeigen, dass Freiheit möglich ist. Dass man anders sein kann, ohne schlecht zu sein. Faschisten wollen das nicht sehen. Weil sie sich dann selbst infrage stellen müssten. Also machen sie aus der Vielfalt eine Gefahr. Und viele glauben das. Weil sie Angst haben. Weil sie wütend sind. Weil sie sich allein fühlen. Faschisten nutzen diese Gefühle. Sie sagen, wir geben euch Sicherheit. Wir geben euch Stolz. Wir geben euch Macht. Aber sie geben nur Hass. Und wer dem Hass folgt, wird nie frei sein.
Viele Menschen glauben, Faschismus sieht immer gleich aus. Mit Uniformen und Flaggen und Marschmusik. Aber das stimmt nicht. Heute sieht Faschismus anders aus. Er trägt Anzug. Er benutzt soziale Medien. Soziale Medien sind Programme wie Facebook, YouTube, Instagram oder TikTok, mit denen man sich mit anderen Menschen über das Internet austauscht. Dort kann man Videos, Texte oder Bilder zeigen. Faschisten benutzen diese Programme, um ihre Ideen zu verbreiten. Sie sagen Dinge, die sich einfach anhören, aber sehr gefährlich sind. Sie sagen zum Beispiel: Die Politiker sind alle korrupt. Korrupt bedeutet, dass jemand Geld oder Vorteile bekommt, wenn er etwas Falsches macht. Sie sagen: Die Presse lügt. Sie sagen: Die Wissenschaftler wissen gar nichts. Sie sagen: Wir sind das Volk. Aber sie meinen nur die Menschen, die ihnen zustimmen. Alle anderen gehören für sie nicht mehr dazu. Wer sich gegen sie stellt, ist ein Verräter. Und wer ein Verräter ist, darf im Faschismus nicht leben. So einfach ist das für sie. Deshalb müssen wir lernen, die Zeichen früh zu erkennen.
Ein Zeichen ist, wenn eine Partei oder eine Gruppe immer wieder die gleichen Feindbilder zeigt. Also wenn sie sagen: Schuld sind die Flüchtlinge. Oder die Schwulen. Oder die Juden. Oder die Linken. Oder die Grünen. Oder die Klimabewegung. Oder die Wissenschaft. Ein anderes Zeichen ist, wenn jemand behauptet, die Demokratie sei am Ende. Demokratie ist eine Form der Regierung, bei der alle mitbestimmen dürfen. Sie funktioniert nur, wenn Menschen bereit sind, auch anderen zuzuhören. Wenn jemand Demokratie schlechtredet, will er meistens etwas anderes. Nämlich Macht, ohne dass jemand widerspricht. Noch ein Zeichen ist, wenn Menschen sagen, früher war alles besser. Sie meinen damit nicht wirklich eine Zeit, in der es allen gut ging. Sie meinen eine Zeit, in der es weniger Meinungen gab. Weniger Rechte. Weniger Vielfalt. Und das finden sie gut. Wer so denkt, will zurück. Aber unsere Zukunft ist vorne. Nicht im Gestern. Faschisten versprechen oft einen Neuanfang. Aber was sie wirklich wollen, ist ein Ende. Ein Ende von Freiheit. Ein Ende von Mitgefühl. Ein Ende von Menschlichkeit.
Was können wir tun, wenn wir merken, dass sich der Faschismus nähert? Wir können vorbereitet sein. Nicht im Sinne von Hamsterkäufen. Hamsterkäufe sind, wenn man ganz viele Sachen kauft, weil man denkt, es gibt bald nichts mehr. Nein, das meine ich nicht. Ich meine, wir müssen innerlich vorbereitet sein. Wir müssen wissen, was richtig ist. Wir müssen wissen, wo wir stehen. Und wir müssen wissen, was wir tun würden. Wenn morgen eine Regierung an die Macht käme, die beginnt, Menschen zu verfolgen – was würdest du tun? Wenn morgen ein Gesetz kommt, das bestimmte Menschen zu Bürgern zweiter Klasse macht – würdest du schweigen? Wenn dein Nachbar Angst hat, abgeschoben zu werden – würdest du helfen? Wenn deine Kollegin plötzlich nicht mehr arbeiten darf, weil sie eine Kopfbedeckung trägt, also zum Beispiel ein Kopftuch, würdest du protestieren? Es ist wichtig, sich diese Fragen jetzt zu stellen. Damit wir nicht erst überlegen müssen, wenn es zu spät ist.
Aber wir müssen nicht nur überlegen. Wir müssen auch handeln. Wir können anfangen, miteinander zu reden. Wir können Freundschaften schließen. Wir können Gruppen bilden. Nicht, um andere anzugreifen. Sondern um uns gegenseitig zu schützen. Um uns Mut zu machen. Um unsere Stimme zu finden. Denn im Faschismus geht zuerst die Stimme verloren. Wer widerspricht, wird zum Schweigen gebracht. Deshalb müssen wir heute sprechen. Für die, die es nicht können. Für die, die verfolgt werden. Für die, die vielleicht morgen die Opfer sind. Vielleicht bist du es. Vielleicht bin ich es. Vielleicht ist es dein Kind. Faschismus fragt nicht nach Gerechtigkeit. Er fragt nur: Bist du für mich oder gegen mich? Und dann löscht er alles aus, was nicht passt. Deshalb ist es so wichtig, dass wir einander zuhören. Dass wir Geschichten teilen. Dass wir lachen. Dass wir Kunst machen. Dass wir Gedichte schreiben. Dass wir gemeinsam kochen, gemeinsam singen, gemeinsam traurig sind. Diese Dinge wirken klein. Aber sie sind stark. Sie machen uns zu Menschen. Und das ist das, was der Faschismus hasst. Menschlichkeit.
Manchmal denken Leute: Ich kann doch eh nichts tun. Das ist falsch. Jeder Mensch kann etwas tun. Du kannst einen Aufkleber machen und ihn an eine Laterne kleben. Du kannst jemandem zuhören, der Hilfe braucht. Du kannst Informationen weitergeben. Du kannst dich mit Technik auskennen und anderen helfen, sicher zu kommunizieren. Du kannst Texte schreiben. Du kannst tanzen. Du kannst Bilder malen. Du kannst mit deinen Großeltern sprechen und fragen, wie es früher war. Und du kannst deinen Kindern erklären, was Respekt bedeutet. All das ist Widerstand. Widerstand muss nicht immer laut sein. Manchmal ist er still. Aber er bleibt. Er wirkt. Auch im Verborgenen. Vor allem im Verborgenen. Es gibt Länder, in denen Menschen nicht mehr öffentlich protestieren dürfen. Dort treffen sie sich heimlich. Sie reden beim Einkaufen. Sie schreiben kleine Zeichen an Wände. Sie geben einander Bücher weiter. Und sie wissen: Ich bin nicht allein. Das ist unbezahlbar.
Technik kann helfen. Aber sie kann auch gefährlich sein. In manchen Ländern werden Menschen mit Kameras überwacht. Jedes Telefonat wird mitgehört. Jede Bewegung mit dem Handy wird gespeichert. Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Technik kennen. Dass wir wissen, wie wir unsere Daten schützen können. Dass wir wissen, was eine VPN ist. Das ist ein Programm, mit dem man im Internet unterwegs sein kann, ohne dass andere genau sehen, was man macht. Es gibt auch Netze, die nicht über das normale Internet funktionieren. Man nennt sie Mesh-Netze. Dabei verbinden sich viele Geräte miteinander, ohne dass ein großer Anbieter dazwischen ist. So kann man auch dann Nachrichten austauschen, wenn das Internet ausgeschaltet ist. In anderen Ländern haben Menschen solche Techniken schon benutzt. In China. Im Iran. In Russland. In Hongkong. In Kuba. Sie haben sich vorbereitet. Nicht, weil sie Gewalt wollten. Sondern weil sie überleben wollten. Weil sie die Wahrheit weitergeben wollten. Und weil sie einander helfen wollten. Genau das müssen wir auch tun. Jetzt.
Der Staat, in dem wir leben, ist heute noch frei. Aber das ist nicht selbstverständlich. Es gab eine Zeit, da war Deutschland eine Diktatur. Eine Diktatur ist eine Regierung, in der einer alles bestimmt. Viele Menschen haben damals geschwiegen. Manche haben mitgemacht. Manche haben geholfen. Und manche haben Widerstand geleistet. Diese Menschen waren oft ganz normale Leute. Bauern. Lehrer. Pfarrer. Jugendliche. Manche haben Flugblätter verteilt. Manche haben Bücher versteckt. Manche haben Menschen in ihren Kellern gerettet. Viele wurden gefangen genommen. Viele wurden getötet. Aber sie haben uns gezeigt, was Mut ist. Sie haben uns gezeigt, dass Menschlichkeit auch in der schlimmsten Zeit möglich ist. Diese Menschen haben nach dem Krieg geholfen, unser Grundgesetz zu schreiben. Das Grundgesetz ist das wichtigste Gesetz in Deutschland. Es schützt die Freiheit. Es schützt die Menschenwürde. Und es schützt die Demokratie. Wir haben es ihnen zu verdanken. Jetzt liegt es an uns, das Grundgesetz zu schützen. Nicht später. Jetzt.
Wenn der Faschismus kommt, ist es zu spät. Dann können wir nur noch retten, was zu retten ist. Dann müssen wir einander helfen, durchzuhalten. Dann müssen wir uns gegenseitig Wärme geben. Aber wenn wir heute handeln, dann können wir vielleicht verhindern, dass er kommt. Dann können wir zeigen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben. Dann können wir zeigen, dass wir bereit sind, für andere einzustehen. Dass wir uns nicht gegeneinander aufhetzen lassen. Dass wir mutig sind. Dass wir freundlich sind. Und dass wir nie vergessen: Jeder Mensch ist wertvoll. Ganz egal, wie er aussieht. Ganz egal, woher er kommt. Ganz egal, wen er liebt. Ganz egal, ob er reich ist oder arm, laut oder leise, gläubig oder nicht. Es gibt kein deutsches Blut. Es gibt kein christliches Blut. Es gibt nur menschliches Blut. Und solange wir Menschen bleiben, kann der Faschismus uns nicht besiegen. Vielleicht kann er uns verletzen. Vielleicht kann er uns verfolgen. Vielleicht kann er uns einsperren. Aber er kann uns nicht brechen. Nicht, solange wir wissen, wer wir sind.
Wir sind nicht frei, bis alle frei sind. Wir sind nicht sicher, solange einer Angst hat. Wir sind nicht gerecht, solange einer unterdrückt wird. Und wir sind nicht still, wenn jemand schreit. Wir stehen auf. Wir bilden Banden. Wir schaffen Schönheit. Wir hören nicht auf zu leben. Denn am Ende, nach jeder Dunkelheit, kommt wieder ein Morgen. Und wir wollen, dass dieses Morgen hell ist. Für alle. Nicht für ein Volk. Nicht für eine Partei. Sondern für die ganze Menschheit.
Quellen:
– Umberto Eco: „Der ewige Faschismus“
– Timothy Snyder: „Über Tyrannei“
– Natascha Strobl: „Radikalisierter Konservatismus“
– Leipziger Autoritarismus-Studie (2024)
– Freedom House Reports zu Russland, Ungarn, Polen
– Amnesty International zu Palantir Technologies
– Bundesverfassungsgerichtsurteil zur automatisierten Datenanalyse (2023)
– Podcast Folge 2, Wind und Wurzeln – Thema Faschismus
– Studien zu Mesh-Netzen in Hongkong und Kuba
– SWP-Analyse zu den USA unter Trump
– Medienanalysen zu AfD-Kommunikation und Kriminalitätsrhetorik
– Recherchen zu Javier Milei, Viktor Orbán, Recep Tayyip Erdoğan und Wladimir Putin
– Historische Quellen zu zivilem Ungehorsam, Widerstand im Dritten Reich und DDR-Opposition