Antwort an Björn Höcke vom 10.Mai.2025

Hallo Björn,

ich habe deinen Post gelesen und möchte dir gerne erklären, was daran falsch ist und was die Fakten sind. Du hast ein Bild gezeigt, das angeblich Königsberg in den 1950er Jahren zeigen soll, und behauptet, es handele sich nicht um Hiroshima nach dem Atombombenabwurf. Das ist irreführend. Königsberg, das heute Kaliningrad heißt, wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, aber durch britische Bombenangriffe im Jahr 1944 und Kämpfe während der sowjetischen Offensive 1945. Danach wurde die Stadt weitgehend abgerissen und im sowjetischen Stil neu aufgebaut. Hiroshima hingegen wurde am 6. August 1945 durch eine Atombombe zerstört. Beide Städte sind zerstört worden, aber aus sehr unterschiedlichen Gründen. Die Zerstörung Hiroshimas war eine direkte Folge der Atombombe, die eine Stadt in Sekunden vernichtete. Königsberg wurde in einem langen Krieg zerstört, durch Kämpfe und Bombenangriffe. Das Bild, das du verwendest, spielt mit den Emotionen der Menschen und verzerrt die Geschichte.

Du behauptest, über zwei Millionen Ostdeutsche seien am Ende des Zweiten Weltkriegs und danach ums Leben gekommen. Das ist falsch. Historiker schätzen, dass zwischen 12 und 14 Millionen Deutsche aus den östlichen Gebieten flüchteten oder vertrieben wurden. Die Zahl der Todesopfer liegt nach aktuellen Forschungen zwischen 500.000 und 600.000 (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung). Deine Zahl von über zwei Millionen ist weit übertrieben und wird in rechtsextremen Kreisen gerne verwendet, um eine Opferrolle der Deutschen zu betonen. Das ist nicht nur falsch, sondern gefährlich, weil es die Geschichte verzerrt.

Du stellst die Frage, ob Deutschland 1945 besiegt oder befreit wurde, und behauptest, das sei heute nicht mehr wichtig. Doch das ist es sehr wohl. Der 8. Mai 1945 ist in Deutschland der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Das hat der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker 1985 in einer berühmten Rede betont. Deutschland wurde von einer Diktatur befreit, die Millionen Menschen ermordet hat, darunter Juden, Sinti, Roma, politische Gegner, Menschen mit Behinderungen und viele andere. Es ist nicht nur wichtig, das zu wissen, es ist auch wichtig, sich daran zu erinnern.

Du sprichst von einer „kulturfremden Zuwanderung“, die die Substanz des deutschen Volkes gefährde. Diese Wortwahl ist nicht nur diskriminierend, sondern auch falsch. In Deutschland leben etwa 14 Millionen Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit, die meisten davon kommen aus europäischen Ländern. Viele von ihnen arbeiten hier, zahlen Steuern und sind ein wichtiger Teil der Gesellschaft. Migration ist kein Problem, sondern eine Bereicherung und eine Notwendigkeit für eine alternde Gesellschaft wie die deutsche.

Du zitierst Rudolf Borchardt mit den Worten: „An der Stelle, wo wir stehen, haben wir nichts anderes zu tun als Wunden zu heilen, Glieder zu schienen, Zerstreutes zu sammeln, Zerrissenes herzustellen, unser Volk zu restaurieren.“ Dieses Zitat stammt aus einem ganz anderen historischen Kontext. Borchardt war ein deutscher Schriftsteller, der 1927 starb, lange bevor der Zweite Weltkrieg überhaupt begann. Dein Versuch, seine Worte für eine rechtsextreme Agenda zu nutzen, ist eine bewusste Verzerrung seiner Gedanken. Borchardt sprach von einer inneren Erneuerung nach der Erfahrung des Ersten Weltkriegs, nicht von einer nationalistischen Wiedergeburt.

In deinem gesamten Post stellst du Deutschland als Opfer dar, als Land, das von fremden Einflüssen bedroht ist. Das ist falsch und gefährlich. Deutschland ist ein freies, demokratisches Land, das seine Geschichte kennt und Verantwortung übernimmt. Dein Versuch, diese Geschichte umzuschreiben und eine Opferrolle für Deutschland zu erfinden, ist typisch für rechtsextreme Propaganda. Du spielst mit Emotionen, verdrehst Fakten und versuchst, die Menschen zu verunsichern.

Es ist wichtig, dass Menschen solche Manipulationen erkennen und sich klar machen, dass Geschichte auf Fakten und nicht auf Fantasie basiert.

Mit achtsamen Grüßen

Florian Lancker AKA @SchreibeEinfach

 

PS: Wer mir einen großen Gefallen tun möchte, postet diesen Link unter den Post von Björn als Antwort. Da ich selbst nicht mehr auf X vertreten bin, kann ich das nicht mehr selber tun, aber wir wollen doch nicht, dass Björn auf meine #EinfacheSprache verzichten muss.