Karin Prien ist die neue Bildungsministerin der Bundesregierung. Viele Pädagoginnen und Pädagogen sind skeptisch. Das hat einen guten Grund. Denn in Schleswig-Holstein, wo Prien viele Jahre Bildungsministerin war, gab es viel Kritik an ihrer Arbeit. Diese Kritik kam nicht nur von politischen Gegnern. Auch Lehrerverbände, Erzieherinnen und Bildungsforscher haben immer wieder gewarnt, dass in den Schulen und Kitas im Land vieles falsch läuft.
Einer der größten Kritikpunkte war der Lehrermangel. Prien hat in ihrer Amtszeit Stellen abgebaut, um Geld zu sparen. Die Folge waren größere Klassen und mehr Unterrichtsausfall. Viele Lehrerinnen und Lehrer waren überlastet. Sie mussten für kranke Kolleginnen einspringen und oft auch in Fächern unterrichten, für die sie gar nicht ausgebildet waren. Besonders schlimm war es für Kinder mit Förderbedarf. Für sie gab es oft nicht genug Unterstützung. Das Ziel, dass alle Kinder gemeinsam lernen können, wurde in Schleswig-Holstein aufgegeben. Immer weniger Kinder mit Behinderung waren in normalen Klassen. Das ist genau das Gegenteil von Inklusion.
Auch bei der Ausbildung neuer Lehrerinnen und Lehrer gab es Probleme. Zwar sprach Prien immer wieder von neuen Programmen. Doch in der Praxis hat sich kaum etwas verbessert. Viele Schulen hatten große Mühe, überhaupt genügend Lehrkräfte zu finden. Die Gewerkschaft GEW warf Prien vor, sie würde Zahlen schönrechnen. Die Regierung behauptete, dass alle Schulen gut versorgt sind. Doch in der Realität fehlten oft Lehrkräfte.
Prien hat auch in den Kitas viel Kritik geerntet. Sie wollte, dass der Kindergarten für alle Kinder verpflichtend wird. Doch viele Erzieherinnen sagten, das sei Unsinn. Das Problem in den Kitas ist nicht, dass Kinder nicht hingehen. Das Problem ist, dass es zu wenig Personal gibt. Gruppen sind oft zu groß. Erzieherinnen sind überlastet. Sie haben kaum Zeit, sich wirklich um jedes Kind zu kümmern. Statt sich darum zu kümmern, dass Kitas genug Personal haben, lenkte Prien den Blick auf eine Pflicht für alle. Kritiker sagten, sie wolle damit nur von ihren Problemen in den Schulen ablenken.
Auch die Sprachförderung war ein Streitpunkt. Prien meinte, dass Kinder zu wenig Deutsch sprechen. Doch die Erzieherinnen in den Kitas sagten, dass das Unsinn ist. In fast allen Kitas wird Deutsch gesprochen. Das eigentliche Problem ist, dass Kinder, die zu Hause eine andere Sprache sprechen, in den Schulen nicht genug gefördert werden. Es fehlen spezielle Sprachkurse für diese Kinder. Auch hier wurde gespart.
Nun ist Karin Prien in der Bundesregierung für Bildung verantwortlich. Doch viele Pädagoginnen und Pädagogen sind besorgt. Denn in Schleswig-Holstein hat sie in ihren Jahren als Ministerin keine echten Lösungen gefunden. Sie hat Probleme oft verschoben oder geleugnet. Zahlen wurden geschönt, statt wirklich zu helfen. Lehrerinnen und Lehrer in Schleswig-Holstein haben erlebt, was das bedeutet: Große Klassen, zu wenig Unterstützung für Kinder mit Förderbedarf und überlastete Erzieherinnen.
In der Bundesregierung kann sich Prien diese Fehler nicht mehr leisten. Bildung ist hier ein Thema für ganz Deutschland. Sie muss dafür sorgen, dass Schulen genug Lehrerinnen und Lehrer haben. Sie muss Kitas mit mehr Personal ausstatten. Und sie muss für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache lernen, gute Förderprogramme schaffen. Wenn Prien das nicht schafft, werden noch mehr Kinder zurückbleiben. Das darf nicht passieren.
Es wird sich zeigen, ob Prien ihre Fehler eingesteht und aus ihnen lernt. Oder ob sie in Berlin genauso weitermacht wie in Schleswig-Holstein.