In meiner Arbeit als Heilerziehungspfleger erlebe ich es immer wieder: Kollegen sind krank. Viele sind erschöpft. Viele sind traurig oder sogar ausgebrannt. Das nennt man auch „psychische Belastung“. Das bedeutet, dass Körper und Seele zu viel Stress haben und nicht mehr können.
Wenn immer weniger Personal da ist, bleibt immer mehr Arbeit an den wenigen Menschen hängen, die noch da sind. Jeder einzelne Tag fühlt sich an wie ein Rennen ohne Ziel. Jeden Tag geht es nur darum, irgendwie alles zu schaffen. Die Kinder wollen spielen, lernen, entdecken. Sie haben viele Fragen, brauchen Nähe und Zuwendung. Aber wenn ich gleichzeitig für zu viele Kinder verantwortlich bin, dann schaffe ich es nicht mehr, ihnen gerecht zu werden.
Wir reden oft von Chancengleichheit und Teilhabe. Das sind schöne Worte. Aber sie werden hohl, wenn die Menschen, die sie möglich machen sollen, reihenweise ausfallen. Schon jetzt fehlen im Schnitt fast 30 Tage im Jahr pro Erzieherin oder Erzieher. 30 Tage, in denen Kinder ihre Bezugspersonen vermissen. 30 Tage, in denen Kolleginnen und Kollegen noch mehr schuften müssen.
Wenn wir wirklich wollen, dass Kinder glücklich aufwachsen, müssen wir zuerst die Menschen schützen, die sie begleiten. Es kann nicht sein, dass wir Erzieherinnen und Erzieher wie Verschleißteile behandeln. Kita-Arbeit braucht Anerkennung. Sie braucht bessere Arbeitsbedingungen. Sie braucht Respekt.