Mehr Lohn? Weniger in der Tasche

Viele Menschen, die im öffentlichen Dienst arbeiten, haben sich sehr auf die neue Tariferhöhung gefreut. Sie bekommen ab Mai 2025 drei Prozent mehr Geld. Im Mai 2026 kommt noch eine Erhöhung. Dann gibt es 2,8 Prozent mehr. Das klingt auf den ersten Blick gut. Es klingt nach Anerkennung. Es klingt nach einem kleinen Schritt in Richtung Gerechtigkeit. Doch wenn man genauer hinsieht, wird schnell klar: Diese Erhöhung ist ein schlechter Witz. Sie ist ein fauler Kompromiss. Sie bringt vielen Beschäftigten nichts. Und sie ist sogar gefährlich.

Die gesetzliche Sozialversicherung ist das System, das unser Leben schützt. Es sorgt dafür, dass wir im Krankheitsfall behandelt werden, im Alter eine Rente bekommen und bei Pflegebedürftigkeit Hilfe erhalten. Dafür zahlen wir jeden Monat einen Teil unseres Gehalts. Auch der Arbeitgeber zahlt einen Teil. Alles zusammen nennt man den Sozialversicherungsbeitrag. Zurzeit liegt dieser Beitrag bei ungefähr 40 Prozent des Bruttogehalts. Das Bruttogehalt ist das Geld, das man vor allen Abzügen verdient.

Nun sagen Experten, zum Beispiel der Chef der großen Krankenkasse DAK, dass dieser Beitrag bald auf 43 Prozent steigen könnte. Der Mann heißt Andreas Storm. Er warnt davor, dass die Beiträge zur Krankenversicherung und zur Pflegeversicherung sehr bald steigen müssen. Er spricht von einem „Beitrags-Tsunami“. Ein Tsunami ist eine riesige Welle, die alles überrollt. Genau das steht uns nun bevor, wenn die Politik nicht schnell handelt. Die neue Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD hat nämlich wichtige Finanzpläne gestrichen. Die Beiträge für Menschen, die Bürgergeld bekommen, sollten ursprünglich aus Steuern bezahlt werden. Das hätte die Krankenkassen um rund neun Milliarden Euro entlastet. Dieser Plan steht nun nicht mehr im Vertrag der Regierung. Jetzt fehlen diese Milliarden. Und die Lücke muss durch neue Beiträge geschlossen werden. Das heißt: Die arbeitenden Menschen zahlen drauf.

Wer im Mai 3 Prozent mehr Gehalt bekommt, freut sich nur kurz. Denn wenn gleichzeitig die Abgaben um 3 Prozent steigen, ist das Geld sofort wieder weg. Und nicht nur das. Es könnte sein, dass am Ende sogar weniger bleibt als vorher. Man arbeitet also genauso viel wie vorher. Man macht einen guten Job. Und trotzdem hat man weniger im Portemonnaie. Weniger zum Leben. Weniger zum Sparen. Weniger für die Kinder.

Ver.di, die große Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst, feiert diesen Tarifabschluss. Sie ruft ihre Mitglieder auf, dem Kompromiss zuzustimmen. Doch das ist ein Fehler. Ver.di macht hier Politik gegen die eigenen Leute. Die Beschäftigten sollen zustimmen, obwohl sie unter dem Strich verlieren. Das darf nicht sein. Eine Gewerkschaft muss kämpfen. Für faire Löhne. Für gute Bedingungen. Und für mehr Gerechtigkeit.

Was wir hier erleben, ist ein stiller Lohnraub. Die Regierung spart auf dem Rücken derer, die dieses Land am Laufen halten. Erzieherinnen, Pfleger, Müllwerker, Verwaltungsangestellte – sie alle bekommen offiziell mehr Geld. Aber in Wahrheit werden sie ärmer. Und Ver.di schaut zu. Oder schlimmer: Ver.di macht mit.

Das muss ein Ende haben. Die Mitglieder dürfen dem Ergebnis nicht zustimmen. Nicht, weil sie undankbar sind. Sondern weil sie klug sind. Wer diesen Abschluss ablehnt, zeigt Rückgrat. Wer zustimmt, gibt sich mit weniger zufrieden, als er verdient.

Die Wahrheit ist unbequem. Aber sie muss gesagt werden. Diese Tariferhöhung ist kein Erfolg. Sie ist eine Mogelpackung. Und sie wird noch bitter schmecken, wenn die Beiträge steigen. 43 Prozent sind eine Warnung. Und Ver.di sollte besser zuhören.